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Graz, 18. Januar 2016

Was mich wundert (10)

Dass sich viele Wahrheiten, was „gesunde Ernährung“ betrifft, als falsch herausstellen. Die neuen Erkenntnisse werden aber erst langsam von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen.

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© Das Steigerl / foto-MAXL.com

These 1: Kalorienrestriktion verlängert das Leben. Eine Erkenntnis, die in den unterschiedlichsten Tierversuchen nachgewiesen werden konnte. Auch beim Menschen scheint dieser Mechanismus wirksam zu werden. Allerdings scheint es nicht unbedingt erstrebenswert, jeden Tag ein wenig hungrig zu sein, weil man eben weniger als den Grundumsatz des eigenen Organismus zu sich nimmt. Auch Genussfreude macht den Menschen aus.

These 2: Der menschliche Körper ist keine Maschine. Das reine Input-Output-Prinzip — steckt man oben 3.000 Kalorien rein, werden diese immer dem Grundumsatz entsprechend verbraucht und der Rest wird in  Fett umgewandelt — trifft für lebende Organismen nicht zu. Es kommt immer darauf an: Auf das Alter, die Lebensbedingungen etc. und vor allem auf die Pausen zwischen dem Essen.

These 3: Intermittierendes Fasten ist deshalb nicht nur wegen der meist stattfindenden Kalorienrestriktion wirkungsvoll, sondern grundlegend gesundheitsfördernd, weil in der Zeit zwischen der Nahrungsaufnahme die Autophagie startet. Dieser Vorgang zellulärer Selbstreinigung führt dazu, dass die Zelle ein Energieproblem erkennt und deshalb alles verdaut, was „überflüssig“ scheint — darunter auch schädliche Abbauprodukte und Zellbestandteile, die im Alter ansteigen und zu neurodegenerativen Krankheiten oder zu Krebs führen können.

These 4: Eine Lebensweise mit Autophagie-auslösenden Esspausen — bspw. als Alternate Day Fasting (ADF), Every other Day Diet (EOD), 10in2 oder 5:2 durchgeführt — scheint deshalb auch für Normalgewichtige sinnvoll, weil der menschliche Organismus darauf angepasst scheint, mit kurzen „Hungerphasen“ gut zurecht zu kommen und in diesen Phasen Optimierungsprozesse anlaufen. Ein evolutionäres Erbe. Und von der Psychologie her ist es für Menschen einfacher, einen Tag zu fasten und am nächsten Tag ohne Einschränkung essen zu können, als jeden Tag auf etwas verzichten zu müssen.

In den letzten Jahren wurden auch immer mehr wissenschaftliche Studien mit Menschen zu diesem Thema durchgeführt. Als ein aktuelles Beispiel sei die aus öffentlichen Forschungsgeldern finanzierte Grazer Interfast-Studie angeführt.

Wobei: Für jede noch so seltsame Ernährunsgweisheit gibt es die entsprechende „wissenschaftliche Studie“. Die produzierenden und kurierenden Industrien finanzieren eifrig und so soll es schon vorgekommen sein, dass das Auftraggeberinteresse erwünschte Ergebnisse gefördert hat.

Hier nun weitere aktuelle Berichte und Websites zum Thema Kalorienrestriktion und intermittierendes Fasten:

» Iss, was Du bist! (Servus TV)

» Ralphs Fasten-Experiment: Die 5:2‑Diät (WDR)

» Fasten macht glücklich (BBC/Spiegel TV)

» 10in2

» Die 5:2 Diät

» The Fast Diet

» Intermittierendes Fasten — Der gesunde Essrhythmus

» Man ist nicht was, sondern wann und warum man isst, wenn man nicht hungrig ist

» Fasten und Heilen (Arte)

» Und morgen esse ich, was ich will! (NZZ)

» Fasten: Warum kluger Verzicht die beste Medizin ist (GEO)

» Warum Hunger für den Stoffwechsel gesund ist (Der Standard)

» Der Hunger ist ein Tyrann, dem wir trotzen sollten (FAZ)

» Calorie restriction lets monkeys live long and prosper

Wie es aussieht, wird im Laufe der nächsten Jahre kein Stein auf dem anderen bleiben und so manches Paradigma der Ernährungswissenschaften neu formuliert werden müssen…

Franz Zuckriegl (fz)

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